Mehr Frauen in die Selbständigkeit

Auf Einladung der Arbeitsgemeinschaft der Selbständigen in der SPD Hessen Süd diskutierten die beiden Bundestagskandidatinnen Verena Hubertz und Dr. Ilja-Kristin Seewald, beide selbständig, die Lehren aus der Corona-Krise. Nancy Faeser, Landes- und Fraktionsvorsitzende der Hessen SPD, betonte in ihrem Grußwort, dass bei zunehmender Digitalisierung und damit verbunden Veränderung der Arbeitswelt, Selbständigkeit gerade auch für Frauen ein Geschäftsmodell der Zukunft sein könnte.

 

Unter der Moderation von Petra Rossbrey, selbst ehemalige Geschäftsführerin, diskutierten die beiden Bundestagskandidatinnen Lehren aus der Krise. Nach Einschätzung von Ilja-Kristin Seewald hat die Politik bei ihren Corona-Maßnahmen das Geschäftsmodell der Soloselbständigen nicht berücksichtigt. Soloselbständige haben zum großen Teil wenig Fixkosten und sind auf ihre Einnahmen angewiesen. Die Überbrückungshilfen des Bundes waren hingegen kostenorientiert und für Soloselbständige deshalb nicht abrufbar. Es wurde zwar seitens der Politik nachgebessert, aber letztlich waren die Programme nur „ein Tropfen auf den heißen Stein“. Dies bestätigen auch die Antworten einer Umfrage unter 1000 Selbständigen im Rhein-Main-Gebiet, die die Arbeitsgemeinschaft der Selbständigen in der SPD Hessen Süd durchgeführt hat. Die Hauptforderungen der Selbständigen waren: Langfristige günstige Kredite zur Bewältigung laufender Kosten, kurzfristige Überbrückungskredite für Zahlungsausfälle, kurzfristige Bürgschaften bzgl. Lohnleistungen bzw. finanzielle Unterstützung, damit die Gehälter/Löhne bezahlt werden können.

 

Es sei wichtig, so die Politikerinnen, dass die SPD die Anliegen der Selbständigen aufgreift und in einer neuen Regierung auch umsetzt. Sie waren sich einig, dass es nicht wieder vorgekommen dürfe, dass Selbständige ihre Altersversorgung auflösen müssen, um ihre Existenz zu sichern. Sie bestärkten die SPD-Forderung, dass alle in die gesetzliche Rentenversicherung und Arbeitslosenversicherung zukünftig einzahlen müssen, auch Selbständige und Beamte.

 

Mit Blick auf die Zukunft nannten die Politikerinnen Bürokratieabbau als zentralen Punkt, Gründertum und Selbständigkeit in Deutschland zu fördern. Mittlerweile gibt es seitens der Ministerien vom Bund und vom Land viele Förderprogramme, die häufig nicht bekannt sind, nicht genutzt werden. KFW-Programme blieben liegen. Frauen sollten sich noch stärker zusammentun, und von gegenseitigen Erfahrungen und Rückschlägen profitieren, so die Meinung der Politikerinnen. Netzwerke wie „Social Business Woman“ seien wichtig.

 

Der Blick über Grenzen zeige: Estland ist Vorreiter in der Digitalisierung, Frankreich hat einen ganz anderen Umgang mit Selbständigkeit, mit einem möglichen Scheitern und damit Beruf und Familie zusammenzubringen. Unternehmertum heißt, Ideen umsetzen, aber auch ins Risiko gehen. Das sollte so gut es geht durch eine gute Beratung und finanzielle Unterstützung im Vorfeld abgesichert werden und durch Förderprogramme und Netzwerke betreut werden. So könnte, Mut zu gründen gefördert werden. Denn das Unternehmertum sei wichtig für die Innovationsfähigkeit eines Landes. Laut einer Studie der OECD habe Deutschland noch viel aufzuholen, um bei Gründungen in das internationale Mittelfeld oder die Spitze aufzurücken.

 

Zu den Personen:

  • Verena Hubertz, ehemalige Gründerin Kitchen Stories und Bundestagskandidatin für Trier und Trier-Saarburg
  • Dr. Ilja-Kristin Seewald, selbständige Beraterin und Bundestagskandidatin für Main-Taunus
  • Petra Rossbrey, ehemalige Geschäftsführerin GCS Gesellschaft für Cleaning Services

Das Gespräch zum Nachschauen hier auf YouTube